Jeder hat einen Pupsi....eine Glosse

 

Ja, ich glaube wirklich , jeder hat einen oder mehrere Pupsis. Ihr werdet bestimmt wissen wollen, wer oder was der Pupsi ist. Das möchte ich Euch erzählen.


Die letzte Woche war grauenvoll gewesen, von Montag morgen bis Sonntag Abend.
Ich hatte mich ausgiebig mit meiner Familie gestritten, der TÜV forderte eine horrende Mondsumme von mir ein, so dass ich den Wagen erst mal in der Werkstatt lassen musste, weil ich ihn im Moment nicht auslösen konnte, ausserdem war es ein Quartalsmonat, der folgte.

Der Briefkasten bot nur Rechnungen und Unerfreuliches, das Wetter war grau, das Fernsehprogramm schlecht, der heranwachsende Teenager steckte wieder mal in einer Sinnkrise und in der Videothek gabs auch keine vernünftigen sinnfreien Filme um die Tristesse dieser Woche auch nur ansatzweise auszugleichen. Außerdem lebten sich die Heimwerker im Stock über uns
morgends um 7 Uhr mit der Bohrmaschine aus, während das sog. "Facility Management", auch Grünanlagenservice genannt, ausgiebig die Gänseblümchen und das Gras massakrierte.

Kurzum, es war eine durchaus durchwachsene Woche.

An diesem bewussten Sonntag Abend, an dem mir diese wunderbare Woche wie ein Mühlrad im Kopf umging, konnte ich nicht schlafen und ging in die Küche, auf der Suche nach einem Schlummertrunk. Überflüssig zu sagen, daß es Sonntag war und der Kühlschrank , welch Überraschung, leer.

Ein leises Geräusch lenkte meine Aufmerksamkeit auf etwas unter der Spüle. Ein fieses Kichern folgte, ich kroch unter die Spüle, stieß mir meinen Zeh an der Heizung und bemerkte in der hintersten Ecke ein bösartig und selbstzufrieden grinsendes, gnomartiges Geschöpf.

Es war nicht sehr gross, vielleicht 30 cm , seine Haut war voller Warzen und von einem ungesunden Lebergelb. Seine kleinen Schweinsaugen von einer undefinierbaren Geleefarbe blitzten hinterhältig.

Ein unangenehmer Geruch ging von dem gnomartigen Wesen aus, es mochte daran liegen, daß es in der Nähe des Syphons sass.

"Naaa" krächzte es in der Ecke. "Wie war dein Tag????" Die Stimme klang unsympathisch.

"Wunderbar, einfach toll" gab ich zurück "Wer bist Du?"

"Ich bin Dein Pupsi, ich wohne in der Wasserleitung. Hast Du letzte Woche nicht den Klempner hiergehabt???" Mir wurde einiges klar, die 300 Euro, die ich dem Klempner noch schuldete, waren mir noch gut in Erinnerung.

"W a s willst Du???" stieß ich hervor, nun schon ein wenig verstimmt.

"Och, ich bin nur Dein persönlicher Alptraum! Du müsstest mich eigentlich kennen.......- erinnerst Du Dich an den Schlüsseldienst vorletzte Woche? Das war ich!! "

Das kleine Wesen grinste dreckig. "Und die kaputte Waschmaschine? hei, war das ein Spass! "

In mir stieg der Zorn hoch.... das kleine Miststück fuhr mit wachsendem Vergnügen fort, mir zu erzählen, was in den letzten 6 Wochen schiefgelaufen war und erklärte mir auch genau, warum und was es für einen Spass dabei gehabt hatte, mir beim Sich Ärgern zuzusehen. Es liess auch die Geschichte mit dem bösen Brief eines unerwünschten Mitmenschen nicht aus, und den Alptraum, der sich Nacht für Nacht wiederholte.

Irgendwann hatte ich genug, ich packte es und warf es aus dem Fenster. Ein gellender Wutschrei war zu hören. Ein Blick aus dem Fenster bewies mir, dass der Pupsi in den Mülltonnen gelandet sein musste.

Ich füllte einen Eimer mit Wasser und kippte ihn aus dem Fenster (ich wohnte im Erdgeschoß)
Der Pupsi brüllte jammervoll auf und schien .... zu schrumpfen..... bis er nicht mehr zu sehen war.

Völlig fassungslos und auf einmal ohne Aggression stand ich in der Küche und fragte mich, warum ich vor so etwas Angst gehabt hatte. Vielleicht, wenn ich diesen Gnom eher aus dem Fenster geworfen hätte? Wäre mir mancher Ärger erspart geblieben. Es wäre gut möglich gewesen.

Die neue Woche fing gut an, die Leitung blieb frei... nichts ging kaputt, ich war erstaunt.

Meine Nachbarin, die ich gestern traf, hatte Besuch vom Klempner. Kostenpunkt 150 Euro. Ihre Waschmaschine war kaputtgegangen und der Fernseher hatte seinen Geist aufgegeben.

Ich riet ihr, bei Gelegenheit mal unter ihre Spüle zu sehen und einen EImer Wasser bereitzustellen.
Ich glaube, sie zweifelte an meinem Verstand, so wie sie mich musterte. Sie würde mich aber sicher bald verstehen, da war ich ganz sicher! Ich würde es erfahren.

Mich würde der Pupsi jedenfalls eine Weile in Ruhe lassen. Das war tröstlich.

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Nachtrag:

Natürlich weiss ich, daß im realen Leben kein Pupsi unter der Spüle sitzt. Aber wofür stehen die Pupsis unter der Spüle?

Wir haben alle unsere Pupsis. Menschen, Behörden, Umstände, alles was zuviel Energie von uns absaugt. Man nennt sie auch Seelenfresser, Energiekiller.
Wir geben ihnen zuviel Raum. Dadurch werden sie in unserem Kopf übergross und überbedrohlich. Die meisten Pupsis verschwinden durch einen Eimer Wasser und wenn man sich klarmacht, dass so ein Vieh nur 30 cm gross ist und keine Energie und Nahrung mehr bekommt, wenn man ihm keine überdimensionierte Wichtigkeit mehr beimisst und auf Normalmass zurechtstutzt.

Nur manchmal macht man sich das zu selten bewusst.

Vielleicht sollte man sich einen Zettel an die Wand heften, " Ein Pupsi ist nur 30 cm gross".
nur so zur Vorsicht.

 

 

 Denkt bitte an das Copyright by Anne Krohn

 

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